
250 Euro für eine Single-Dosing-Mühle mit 54-Millimeter-Flachmahlscheiben, Deionisierer und ordentlicher Partikelverteilung. Das klingt nach einem Versprechen, das schwer zu halten ist. Wir haben die DF54 – auch bekannt unter dem Namen G-Iota – ausführlich getestet: Totraum, Partikelverteilung, Temperatur, Geschwindigkeit. Was kann diese kleine Mühle wirklich?
Die DF54 ist kompakt. Wirklich kompakt. Mit 11 Zentimetern Breite, knapp 18 Zentimetern Tiefe und 30 Zentimetern Höhe passt sie auf jede Küchenzeile. Die sechs Kilogramm Gewicht geben ihr trotzdem eine solide Standfestigkeit – das ist für eine Mühle dieser Größe durchaus respektabel.
Im Herzen arbeiten 54er-Flachmahlscheiben. Dazu gibt es einen integrierten Deionisierer, der die statische Aufladung während des Mahlens reduziert. Das bedeutet: Weniger Kaffeemehl klebt am Becher oder verteilt sich auf der Arbeitsfläche. Bei manchen Kaffees kann ein zusätzliches RDT-Spray trotzdem sinnvoll sein – muss aber nicht.
Was bei dieser Mühle wirklich auffällt: das große Mahlgradverstellrad. Das kennen wir von den größeren DF-Modellen, aber bei einer Mini-Mühle für 250 Euro ist das keine Selbstverständlichkeit. Die Einstellung funktioniert präzise und lässt sich gut reproduzieren – auch wenn man zwischen verschiedenen Mahlgraden wechselt.
Mitgeliefert werden ein durchsichtiger Auffangbecher, ein Silikonring für den besseren Winkel beim Mahlen, ein Blasebalg und ein Holzdeckel. Der Holzdeckel ist ehrlich gesagt das schwächste Element – er fühlt sich billig an, fast wie Pressholz. Funktional, aber nicht schön. Dafür gibt es eine Anti-Popcorning-Scheibe, die schräg gebaut ist und dafür sorgt, dass die Bohnen nach unten fallen statt herumspringen.
Die Bedienbarkeit bewerten wir als sehr gut. An, aus – mehr gibt es nicht. Der Mahlgrad lässt sich über das große Rad intuitiv einstellen. Wer zwischen Espresso und Lungo wechseln will, kommt zuverlässig wieder zum ursprünglichen Setting zurück.
Eine Einschränkung: Die Einfüllöffnung ist klein. Bei einer Mühle dieser Größe logisch, aber man muss die Bohnen schon gezielt einfüllen. Wer von größeren Mühlen kommt, braucht einen Moment zur Umgewöhnung.
Mit 86 Dezibel liegt die DF54 im Mittelfeld. Nicht leise, nicht laut. Es gibt DF-Modelle, die bei über 90 Dezibel liegen – das ist dann wirklich unangenehm. Die DF54 hat ein erträgliches Mahlgeräusch. Für das Schlafzimmer würden wir sie trotzdem nicht empfehlen – aber das ist bei Kaffeemühlen ohnehin selten ein sinnvoller Standort.
Die DF54 ist langsam. 10 Gramm in 10 Sekunden, also etwa 20 Sekunden für eine Standarddosis von 18 Gramm. Im Vergleich mit anderen Mühlen ist das gemächlich. Aber: Im Vergleich zur Varia VS3, die für 18 Gramm gut 30 Sekunden braucht, relativiert sich das wieder. Und wenn wir ehrlich sind – 20 Sekunden mahlen, 25 Sekunden extrahieren, ein bisschen vorbereiten: In einer Minute habt ihr euren Kaffee. Gegen die Aufheizzeit der meisten Espressomaschinen ist das nichts.
Die Temperaturentwicklung haben wir mit fünf aufeinanderfolgenden Mahlungen à 18 Gramm getestet, mit 30 Sekunden Pause dazwischen. Der Mittelwert liegt bei 32,28 Grad Celsius. Das ist ein guter Wert – unter 35 Grad gilt als unproblematisch. Das Mahlgut wird nicht übermäßig erwärmt.
Der Totraum ist bei einer Single-Dosing-Mühle entscheidend. Er beschreibt, wie viel Kaffee in der Mühle zurückbleibt – entweder temporär (löst sich bei der nächsten Mahlung) oder permanent (verklebt dauerhaft).
Die DF54 schneidet hier gut ab: Der temporäre Totraum liegt bei 0,3 Gramm, der permanente bei 0,2 Gramm. In Summe also 0,5 Gramm absoluter Totraum. Das ist für eine Mühle dieser Größe und Preisklasse ein sehr ordentlicher Wert. Bei 0,3 Gramm auf 18 Gramm Kaffeemehl lässt sich lange darüber streiten, ob das einen spürbaren Einfluss auf die Extraktion hat. Wer auf Nummer sicher gehen will: Ein, zwei Bohnen vor der eigentlichen Mahlung durchlaufen lassen, dann ist der alte Kaffee ersetzt.
Die Single Dosing Performance – also wie konstant das Ausgangsgewicht bei gleichem Eingangsgewicht ist – liegt ebenfalls bei 0,3 Gramm Abweichung. Das ist gut, wenn auch nicht Spitzenklasse. Was reingeht, kommt auch wieder raus.
Ein Hinweis zu dunklen Röstungen: Hier haben wir mehr Verstopfungspotenzial beobachtet. Bei mittleren und helleren Röstungen ist das kein Thema. Wer hauptsächlich dunkle, ölige Kaffees trinkt, sollte die Mühle regelmäßig öffnen und reinigen – oder gleich zur größeren DF64 greifen.
Bei der Partikelverteilung geht es darum, wie gleichmäßig das Mahlgut ist. Sind die Partikel in der gewünschten Zielgröße, oder gibt es viele Ausreißer – sehr grob, sehr fein? Ungleichmäßige Partikel extrahieren unterschiedlich und führen oft zu einer unausgewogenen Tasse.
Nach über 80 getesteten Mühlen wissen wir: Der markanteste Einfluss auf den Geschmack ist die Breite des Hauptpeaks in der Partikelverteilung. Die DF54 liegt hier bei etwa 240 – das ist solides Mittelfeld, fast schon in Richtung vorderes Drittel. Für eine Mühle zu diesem Preis ist das bemerkenswert.
Der X50-Wert – der mediane Partikeldurchmesser – liegt bei Espresso-Einstellung bei rund 239 Mikrometern. Bei Ristretto sind es etwa 211 Mikrometer, bei Lungo 302 Mikrometer. Die Mühle kann also fein genug für Ristretto und grob genug für Lungo.
In der Tasse zeigt sich das: rund, weich, mit einer gewissen Dichte. Bei unserem Testkaffee kam die kakaoige Seite gut raus, mit einer angenehmen, nicht störenden Bitterkeit. Die Partikelverteilung lässt für diesen Preis wenig Wünsche offen.
Die Reinigung ist grundsätzlich unkompliziert. Die Mühle lässt sich komplett werkzeuglos öffnen – einfach am äußeren Teil drehen und das Mahlwerk liegt frei. Keine Schraube, kein Spezialwerkzeug nötig. Der Mahlgrad bleibt dabei erhalten, was nicht bei jeder Mühle selbstverständlich ist. Ein guter Pinsel gehört zur Grundausstattung.
Ein Aber: Das Gewinde muss sauber gehalten werden. Wenn sich dort Kaffeepartikel ansammeln, kann es schwierig werden, die Mühle wieder ordentlich zu verschließen. Unser Tipp: Das Gewinde innen und außen regelmäßig auspinseln und gelegentlich mit einem Mikrofasertuch säubern.
Und noch ein Punkt, der erwähnt werden muss: Die Mühle hat keinen Sicherheitsmechanismus. Sie läuft weiter, auch wenn sie geöffnet ist. Bei Mühlen von Mahlkönig oder ECM würde das Mahlwerk stoppen, sobald der Deckel entfernt wird. Hier nicht. Ihr müsst also selbst aufpassen.
Was gibt es sonst in dieser Preisklasse? Die Sage Smart Grinder ist eine solide Einstiegsmühle, aber eben eine Dosiermühle – kein echtes Single Dosing. Und sie hat irgendwann eine Grenze beim Feinheitsgrad, dann klumpt das Mahlgut. Die Eureka Mignon Manuale spielt in einer ähnlichen Liga, fühlt sich aber weniger wertig an und hat oft ein fummeligeres Mahlgradrad. Die Varia VS3 ist eine interessante Alternative, aber deutlich langsamer.
Und wann lohnt sich der Aufpreis zur DF64? Wenn ihr hauptsächlich dunkle Röstungen trinkt – die größere Mühle verstopft weniger. Wenn ihr Mahlscheiben wechseln wollt – bei der DF64 gibt es deutlich mehr Auswahl. Oder wenn ihr auch für Filter mahlen wollt, ohne große Kompromisse.
Für reinen Espresso mit mittleren bis hellen Röstungen? Da liefert die DF54 praktisch die gleiche Performance, nur etwas langsamer. Die 200 Euro Differenz könnt ihr in Kaffee oder eine bessere Maschine stecken. Wer es noch professioneller mag, kann auch einen Blick auf die Profitec SD54 werfen – da sind Menschen und ein Service-Netz hinter dem Produkt.
Die DF54 ist ein White-Label-Produkt. Sie wird in China gefertigt, in verschiedenen Ländern unter verschiedenen Namen verkauft. G-Iota ist einer davon. Es gibt keinen klar identifizierbaren Hersteller, kein Service-Netz, keinen direkten Ansprechpartner bei Problemen – nur den Importeur, bei dem ihr gekauft habt.
Das muss kein Dealbreaker sein. Die Mühle ist laut Schild CE-zertifiziert. Sie funktioniert. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist objektiv betrachtet hervorragend. Aber es ist ein Unterschied, ob hinter einem Produkt Menschen stehen, die ihr kennt und ansprechen könnt – oder ob die Mühle aus einer anonymen Fabrik kommt. Das muss jeder für sich entscheiden.
Man muss sich das bewusst machen: Als wir vor zehn Jahren mit Kaffee angefangen haben, kosteten gute Home-Mühlen um die 1000 Euro. Heute steht hier eine Mühle für 250 Euro, die eine Partikelverteilung liefert, von der damals viele träumen konnten.
Die DF54 ist nicht perfekt. Sie ist langsam, der Holzdeckel billig, der fehlende Sicherheitsmechanismus fragwürdig. Aber für jemanden, der in die Welt des Espressos einsteigen will, der Single Dosing ausprobieren möchte, der zwischen Kaffees wechseln will – diese Mühle liefert.
Mit einem Setup aus einer soliden Einkreiser-Maschine um die 500 Euro und dieser Mühle für 250 Euro seid ihr bei unter 800 Euro. Damit holt ihr aus euren Kaffees nicht mehr nur 50 oder 60 Prozent raus, sondern 80 bis 90 Prozent. Je nach persönlichem Geschmack vielleicht sogar 100 Prozent.
Und so macht Kaffee machen Spaß. Eine verlässliche Waage dazu, gute Bohnen – und ihr seid im Spiel.
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